Seit 1986 sind wir mit der französischen Stadt Langeais und den Cantonsgemeinden Cinq-Mars la Pille, Avrille' les Ponceaux, Les Essards, Mazières de Touraine, Ingrande de Touraine, Cléré les Pins, Saint Michel und Saint Patrice verschwistert.
Langeais zählt 4.200 Einwohner, seine am Nordufer der mittleren Loire zwischen Tours und Saumur gelegenen Cantonsgemeinden zählen zusammen 5.300 Einwohner. 
Zentral im Städtchen Langeais erhebt sich das guterhaltene mittelalterliche Schloß. Sehenswert sind auch die römische Säule in Cinq-Mars la Pille und die beiden Barock-Schlößchen in St. Patrice und St. Michel. Eine Hängebrücke erschließt die ebenfalls sehenswürdige Umgebung des südlichen Ufers der Loire. Der Weinbau mit seinen zahlreichen Cavernen begründen den Ruf des vorzüglichen Bourgueil-Weines.

Aktualisierung: 13.01.2006

 

Entstehung der Städtepartnerschaft mit Langeais

Fünf Jahre vor der Gründung von Europart begann die Partnerschaft mit Langeais. Durch persönliche Kontakte in dem Rat der Gemeinden Europas entstand die Verbindung zwischen den beiden Städten Eppstein und Langeais. Im Jahre 1984 beschnupperten sich zum 1. Mal die Stadtoberhäupter gegenseitig. Bei unserem Besuch in Langeais wurden zwischen den Vertretern der Stadt die Richtlinien festgelegt. Man wolle keinen „Rathaus-Tourismus", sondern echte und dauerhafte Begegnungen zwischen der Bevölkerung. Da Freundschaften in erster Linie durch gleiche Interessen entsteht, sollten vor allem der Kontakt zwischen den Vereinen gefördert werden und die gegenseitigen Besuche kostenlos in den Familien stattfinden. Um auch zahlenmäßig ein Gleichgewicht zwischen beiden Städten herzustellen – Eppstein hatte damals 12 000 und Langeais 4 000 Einwohner- wurde vereinbart, die Verbindung auch auf die 7 Kantonsgemeinden auszudehnen, zumal die Stadt Eppstein in ihrer Struktur ja auch ein Zusammenschluß von mehreren Gemeinden war.

Anfänglich gab es in Langeais noch Bedenken gegen die Verschwisterung. Als dann aber im Oktober 1985 dreißig Hausfrauen und drei Mandatsträger nach Langeais kamen und bei einem großen Ball unter der Regie von Richard Hofmann deutsche Volkslieder sangen, da war das Eis gebrochen. Jetzt erhielt Bürgermeister Gaillard in Langeais breite Zustimmung für seine Idee. Nach einer Vorbereitungszeit von 2 Jahren wurde dann 1986 in beiden Städten – im Juli in Langeais und im September in Eppstein - die „Hochzeit" feierlich begangen. Bei dieser Gelegenheit erhielten Gisela Rasper und Robert Leite die Bürgermedaille der Stadt Eppstein und der Stadt Langeais, da sie die „Kontaktleute" zwischen den Städten waren und dadurch wesentlich zum Gelingen der Partnerschaft beigetragen haben.

In der Folgezeit fanden dann verschiedene Begegnungen statt. Manche Verbindungen, wie die zwischen den Tennisclubs, der Feuerwehr, den Fußballern und den Gesangvereinen schliefen im Laufe der Jahre leider wieder ein. Andere wiederum hielten die ganzen 15 Jahre: In erster Linie ist hier die Musikschule zu nennen und der Hausmusikkreis, sowie der Motorsportclub Ehlhalten, der Judoclub „Die Mattenfüchse", aber auch der Kulturkreis, der immer mal wieder Reisen nach Langeais organisiert. Auch die Freiher-vom Stein-Schule machte bei ihren Aufenthalten in Tours immer mal wieder einen Abstecher nach Langeais. Eppsteiner Künstler beteiligten sich zweimal an Kunstausstellungen in Langeais, einmal erfolgte ein Gegenbesuch, noch in dem Gebäude der alten Schmelzmühle.

Um die gegenseitige Verständigung zu fördern, wurden sowohl in Eppstein, als auch in Langeais Sprachkurse eingerichtet. Die Eppsteiner kamen dann dreimal im Sommer für je zwei Wochen nach Langeais. Auch unsere Freunde aus Langeais kamen zu solch einem Sprachkurs nach Eppstein. Aber ihnen machte das Erlernen der deutschen Sprache wohl nicht soviel Spaß, so daß es bei diesem einen Mal blieb. Daraufhin stellte auch Eppstein die Sprachaufenthalte ein, denn das Grundprinzip der Verschwisterung sollte ja die Gegenseitigkeit sein. Außer den persönlichen Begegnungen und den Kontakten zwischen den Vereinen fanden immer wieder größere Feste statt, die früher von den Rathäusern organisiert wurden. Fünf Jahre nach dem offiziellen Bestehen der Partnerschaft wurde der Verein Europart gegründet, der seitdem nicht nur die Koordination zwischen den Partnerstädten und die Organisation bei Begegnungen allgemeiner Art durchführt, sondern auch bei der Vermittlung von Praktika oder Sprachaufenthalten behilflich ist.

Das fünfjährige Bestehen unserer Partnerschaft wurde 1991 auf einem großen Fest in Langeais gefeiert, der 500 Jahr-Feier der Hochzeit von Anne der Bretagne mit Karl dem Achten von Frankreich, dem zentralen Ereignis in der Geschichte von Langeais, an der sich fast alle Einwohner mit wunderschönen Kostümen beteiligten. Es war ein großartiges Erlebnis, vergleichbar unserem Altstadtfest, 1993, der 675 Jahr- Feier in Eppstein, an der auch viele Bürger aus Langeais, aber auch aus Kenilworth teilgenommen hatten. Im Mai 1996 wurde dann das 10jährige Bestehen unser Partnerschaft in Eppstein groß gefeiert.Besonders hervorzuheben ist die Verbindung mit der Weinbruderschaft, den „Fripes Douziles", die schon eine Reihe von Eppsteiner Bürgern und Bürgerinnen zu Rittern geschlagen haben. Diese mußten dann schwören, nur noch Bourgueil-Wein zu trinken!!

Nach einem politischen Wechsel in Langeais waren die Beziehungen zwischen unseren Städten eine Zeit lang nicht mehr ganz so intensiv. Aber bei der Feier des 15 jährigen Bestehens der Jumelage in Langeais -nachdem sich das politische Blatt wieder gewendet hatte- sind viele alte Beziehungen wieder aufgefrischt und neue geknüpft worden. Besonders bemerkenswert ist, daß zwischen sehr vielen Familien über all die Jahre herzliche Kontakte bestehen, die sich oftmals sogar auf Kinder und Enkel übertragen. Eine dieser Beziehungen hat sogar zu einer deutsch-französischen Ehe geführt, deren Kinder jetzt sicher zweisprachig aufwachsen werden. So tragen die Bürger unserer beider Städte dazu bei, die Menschen des jeweils anderen Landes besser zu verstehen und damit an dem gemeinsamen Haus Europa mitzubauen.

 

Gisela Rasper

 

Gisela Rasper, die Autorin des Beitrags, gehört zu den Wegbereitern der Partnerschaft mit Langeais. Für ihr großes Engagement am Zustandekommen der Verschwisterung hat man ihr den Titel „Madamme Jumelage" sowie die Bürgermedallien von Eppstein und Langeais verliehen. Auch in der Folgezeit hat sie sich mit großer Tatkraft bei der Pflege der freundschaftlichen Beziehungen um den Fortbestand und Ausbau der Partnerschaft verdient gemacht.