Die lettische Bezirksstadt Aizkraukle ist seit 1998 Eppsteins jüngste Partnerstadt. 

Sie liegt 90 km südöstlich von Riga an der Daugava (dt. Düna), die hier für das größte Wasserkraftwerk des Baltikums aufgestaut wurde. 

Die Stadt Aizkraukle (13.500 Einwohner) ist erst ca. 50 Jahre alt und trägt den Namen der ursprünglichen Gemeinde (dt. Ascheraden, ehemalige Komturei des 13. Jahrhunderts), die in den Fluten des Stausees versank und als russische Neugründung Stutzka (Revolutionsführer) deren Einwohner aufnahm. 

Das durch 5-gesch. Mietshäuser geprägte Stadtbild wird langsam durch Neu- und Umbauten verschönt. An eine stolze Vergangenheit erinnert die benachbarte Burgruine von Koknese ( ehemalige dt. Hansestadt Kokenhusen). Eine wunderbare Folklore mit Musik, Tanz und Gesang prägt das kulturelle Leben der aufgeschlossenen Letten, die dem Besucher mit großer Herzlichkeit entgegenkommen.

Aktualisierung: 12.09.2005

 

Entstehung

 

DIE ETWAS ANDEREN BEZIEHUNGEN NACH AIZKRAUKLE IN LETTLAND

 

Der im kalten Winter 1992/93 von den Eheleuten Fluch durchgeführte erste Hilfstransport in das lettische Aizkraukle half dort große Not zu lindern. In Eppstein und Umgebung stieß die Hilfsaktion auf große Resonanz, sodass die Fluchs mit Anderen zusammen eine private Lettlandhilfe ins Leben riefen. Gezielt wurden für die sozialen Einrichtungen (Krankenhaus, Waisenhaus, Kindergärten, Schulen, Behinderten-Internat, Psychiatrieheim, Sozialstationen etc.) der ca. 15.000 Einwohner zählenden Stadt Aizkraukle humanitäre Hilfeleistungen organisiert. Dem ersten humanitären Transport, einem 20-Tonner-Sattelschlepper folgten bis heute 50 weitere Transporte. Es wurden Sachspenden von über 7 Mio DM und an Bargeld knapp 400.000 DM gesammelt. Jede gespendete Mark floß nach Lettland, alle Unkosten wurden selbst getragen. Für die Privatinitiative konnte 1994 der Eppsteiner Arzt Prof. Dr. med. Hartmut Dittmer, Chefarzt der Unfallchirurgie an den Städt. Kliniken Ffm-Höchst, gewonnen werden, der gezielt in der Folgezeit die größten medizinischen Notstände und Versorgungsengpässe des Krankenhauses anging. Schulung von lettischen Ärztinnen und Ärzten an modernem medizinischem Gerät im Höchster Klinikum, Gerätebeschaffung und Einführung neuer Operationspraktiken zeigten erstaunliche Erfolge: Knochenmarksnagelungen, endoskopische Operationen und Implantationen künstlicher Hüftgelenke sind heute chirurgischer Alltag im Krankenhaus Aizkraukle. Auch die Eppsteiner Feuerwehr leistete vor Ort mit dem Trainingsseminar „Rettungskette" Hilfe zur Selbsthilfe. Zu erwähnen ist noch, dass Prof. Dr. Hartmut Dittmer sowie Sylvia und Franz Fluch Ehrenbürger von Aizkraukle wurden.

Die wechselseitigen kulturellen Beziehungen begannen 1994 mit dem Auftritt einer Jugendfolkloregruppe aus Aizkraukle bei den Eppsteiner Burgfestspielen, dem in den Jahren darauf weitere folgten. Ausstellungen Eppsteiner Künstlerinnen in Aizkraukle fanden statt, umgekehrt stellte die Malschule Aizkraukle auch in Eppstein aus. Hierbei entstanden viele Freundschaften. Es folgten mehrere wechselseitiger Besuche von Mandatsträgern bei den Kommunen sowie Besuche von interessierten Bürgern, die zum traditionellen Ligofest (Sonnwendfeier) nach Aizkraukle reisten, u.a. im Rahmen einer 11 tägigen von Europart organisierten Baltikumreise. 1998 wurden in Aizkraukle die offiziellen Urkunden zu einer europäischen Städtepartnerschaft mit Eppstein unterzeichnet.

Über Europart wurden ab Sommer 2000 mit zahlreichen Institutionen in der Stadt Eppstein und im Main-Taunus-Kreis Entwicklungsprojekte zur Stärkung der Region von Aizkraukle angegangen, die im Rahmen von EU-Projekten zur Strukturverbesserung und Ertüchtigung für den EU-Beitritt Lettlands beitragen sollen.

Die vielschichtigen Beziehungen zum Städtepartner Aizkraukle sind neben den freundschaftlichen und kulturellen Kontakten von Know-how- und Hilfetransfer geprägt und leisten so einen etwas anderen Beitrag zum Bau des Hauses Europa.

 

Sylvia Fluch, Lettlandkontakte

 

Die Autorin des Artikels, Sylvia Fluch, in Riga/ Lettland geboren, 1939 nach Deutschland umgesiedelt, startete 1992 zusammen mit ihrem Mann eine private Lettlandhilfe, als sie ihre seit 50 Jahren verschollene Tante in Aizkraukle wiederfand. Heute ist Frau Fluch bei Europart kommisarisch für die Lettlandkontakte zuständig.